Schweizer Kirchenbautag

Luzern | Peterskapelle

Daten

Baujahr | Anfang 16. Jahrhundert
Konfession | Römisch-katholisch
Bautypus | Kirche
Adresse | Luzern, Kapellplatz 1a
Koordinaten | 47.052536, 8.307935
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Neugestaltung

Status | Realisiert
Jahr | 2016 – 2018
Massnahmen | Neuer Altar und Ambo. Möblierung mit zusammenklappbaren und stapelbaren Kurzbänken. Ausbau des Raumes unter der Empore mit Anbetungsort, Beichtstuhl, Gesprächsraum, Arbeitsplatz für Seelsorger. Auf Empore Co-Working Space. Einbau von Arbeitsplätzen in Sakristei und angrenzenden Räumen.
Weitere Informationen | siehe unten
Architektur | Durrer Architekten, Luzern
Licht | Christian Deuber, Luzern
Kunst | Christian Kathriner, Luzern

Weitere Informationen

Im Zuge der Umgestaltung und umfassenden Renovation mitsamt technischer Erneuerungen der Peterskapelle in Luzern, einer der ältesten Kirchen auf dem Stadtgebiet von Luzern und Namensgeber der Kapellbrücke, nutzte die Katholische Kirche die Gelegenheit, hier eine „Citypastoral“ zu integrieren. „Aufgrund ihrer Lage, Intimität und Geschichte und weil sie keine Territorialkirche (Pfarrkirche) ist, erfüllt die Peterskapelle die Voraussetzungen für eine Citypastoral optimal.“ Dazu sollte der Innenraum mehrere und teils widersprüchliche Nutzungen ermöglichen (aktuell finden auch Impfungen durch eine Apotheke in der Kapelle statt), er soll als Ort der Stille und der Begegnung dienen, für Lesungen, Theateraufführungen oder Ausstellungen genutzt werden und weiterhin ein kulturelles Denkmal und ein würdiger, sakraler Raum sein. Die Neugestaltung der Kapelle durch Durrer Architekten, Luzern, besteht aus drei markanten Eingriffen: „der Nivellierung des Bodens auf zwei Niveaus (Kirchenschiff und Vorchor/Chor), der Umgestaltung der Eingangszone unter der Empore durch einen möbelhaften Holzeinbau sowie dem Ersatz der fixen Bankreihen durch mobile, zusammenklappbare Kurzbänke.“ Um das Kirchenschiff möglichst flexibel nutzen zu können, wurden eigens mobile Kurzbänke mit Platz für jeweils drei Personen entworfen. Dank ihrer reduzierten Länge können diese schnell unterschiedlich angeordnet und bei Bedarf zusammengeklappt, einfach transportiert und platzsparend gelagert werden. Der Boden wurde durch einen fugenlosen dunkelgrauen Terrazzo ersetzt, der den Raum ruhiger wirken lässt. Eine der beiden Stufen zum Chor wurde eliminiert, so dass beim Altar eine zusammenhängende Fläche entsteht. Schiff und Chor rücken optisch damit näher und stellen den neuen Zelebrationsaltar vor dem Chorbogen ins Zentrum.

Im Hauptschiff kamen vier laternenartige Leuchtkörper hinzu, die spezifisch für die neue Raumdisposition und die unterschiedlichen Nutzungen entworfen wurden. „Sie nehmen durch ihre Positionierung und Ausrichtung Bezug auf den nahezu quadratischen Zentralraum zwischen Empore und Chor, erlauben durch individuelle Aktivierung ihrer unterschiedlich breiten Lamellenflächen differenzierte Lichtstimmungen und korrespondieren durch das mattweisse Opalglas und die konvex-konkav gerundeten Lamellen mit der inneren Raumschale und dem mächtigen umlaufenden Gesims.“ Ursprünglich herrschte in der Peterskapelle eine schummrige Atmosphäre, der Raum wirkte überladen mit zu vielen Ausstattungsstücken, und der ursprünglich längsrechtseckige Kirchenraum wurde im Laufe der Zeit verbreitert, was zu einem fast quadratischen Grundriss führte, der den Kirchenraum wenig gerichtet und die Proportionen eher gedrungen erscheinen lässt. Gemäss Programm des Wettbewerbs sollte die Renovation und Umgestaltung „den eigenen Charakter des Raums aufwerten, eine angenehme und freundliche Atmosphäre schaffen, ein ästhetisch schlichtes und zeitgemässes Erscheinungsbild verleihen, eine flexiblere Gestaltbarkeit und Nutzbarkeit ermöglichen und gleichzeitig den Raum stärker konzentrieren.“ Zudem sollte die auf maximale Platzausnutzung ausgelegte Bestuhlung reduziert werden zugunsten grösserer Flexibilität. Dabei sollte weiterhin die liturgische Nutzung im Vordergrund stehen, der Raum aber auch für besondere Gottesdienste genutzt werden können sowie als Raum der Stille, als Raum der Begegnung und als Kunst-Raum dienen.

Unter der Empore gibt es neue Holzeinbauten. Deren Wände – eine Art Holzfaltwerk – wirken wie ein Vorhang, der mit der „ornamental anmutenden Lamellenfaltung“ Eingang, Treppenaufgang, Beichtstuhl und Rückzugsraum für Seelsorge und Besinnung hinter sich verschwinden lässt. „Mittig wird durch einen axial positionierten, halbrunden Paravent ein Windfang gebildet, welcher die Besucher in einer dramaturgisch inszenierten, fliessenden Bewegung seitlich in den Hauptraum führt und gleichzeitig dem Taufstein einen würdigen Platz in der Achse zum Zelebrationsaltar bietet." Zwei der Einbauten sind zum Schiff hin offen. Links befindet sich eine Andachtsnische mit einer Pietà, rechts ein Raum mit einem Arbeitstisch. Das Motiv von Hieronymus im Gehäuse, des Gelehrten an seinem Arbeitsplatz in einem geschlossenen Raum, hat wohl als Inspiration gedient für dieses Studiolo. In dem Raum sind an den Wänden Nischen und Schränke eingebaut, die verschieden genutzt werden können. Die Auszeichnung des Studiolos durch ein kleines, in die Westwand geschlagenes (und an der Fassade in die neue Vitrine integriertes) Fenster ist zusammen mit dem Neonschweif über dem Eingang das einzige von aussen sichtbare Zeichen für die Umgestaltung des Innenraums.

Eine weitere Besonderheit ist die Einrichtung von zwei Co-Working-Spaces auf der Empore. Sie bieten einen Arbeitstisch, eine Bank zum Sitzen und Stromanschluss. WLAN ist ebenfalls verfügbar. „Die Spiritual Co-Working-Spaces sollen es ermöglichen, die ruhige Atmosphäre der Kapelle für konzentriertes und kreatives Arbeiten zu nutzen. Damit die anderen Nutzer*innen unten in der Kapelle dieselbe Atmosphäre zum Beten, Meditieren und Ruhe-Finden nutzen können, sind die Plätze für stille Einzelarbeiten vorgesehen.“ Die Plätze sind während der Öffnungszeiten der Kapelle verfügbar und können reserviert werden.

Zitaten aus dem Projektbeschrieb auf der Webseite von Schweizer Baudokumentation, aus dem Programm des Projektwettbewerbs sowie von der Webseite der Peterskapelle.