Schweizer Kirchenbautag

Altdorf

Kapuzinerinnenkloster St. Karl

Daten

Baujahr | 1677
Konfession | Römisch-katholisch
Bautypus | Kloster
Adresse | Gotthardstrasse 12
Architekt | o.A.
GPS | 46.87899, 8.64377
Google Maps | Swisstopo

Umnutzung

Jahr | 2004/2007
Eigentumsverhältnisse | Vermietung
Baumassnahmen | Umbau
Nutzungsform | Fremdnutzung
Nutzungsart | Privat
Kurzinformation | Vermietet an eine Firma.

Weitere Informationen

Die Gründung des Klosters geht auf das Jahr 1608 zurück, als der Ratsherr Jakob Plätteli auf seinem Grundstück ein kleines Kloster erbauen liess. Er wandte sich erfolgreich an die Nonnen von Pfanneregg. Bereits am 25. Juni 1608 zogen drei Kapuzinerinnen mit einer Vorsteherin in das Kloster ein. Die Klosteranlage wurde 1676 bei einem Brand zerstört. Die Altdorfer Gemeinde reagierte und schenkte den Schwestern im Januar 1677 ein neues Grundstück mit bereits bestehender Kapelle. 1694 vernichtet ein weiterer Brand die Anlage. Einzig die Kirche, die Sakristei und der Keller überstanden das Feuer. Durch Spenden konnte schliesslich ein grösserer Neubau finanziert werden. Ab 1798 wurde das Frauenkloster von den Franzosen als Gefängnis, Wachtstube und Wachtlokal umgenutzt. Die Schwestern errichteten ein Lazarett und pflegten die Kranken. 1799 kam es wiederum zu einem Brand, diesmal blieb das Kloster St. Karl verschont. Die Kapuziner fanden zu dieser Zeit für sieben Jahre im Kloster St. Karl eine neue Unterkunft. Durch die speziellen Umstände wurde die Klausur während dieser Zeit aufgehoben (1799 bis 1806). Im 20. Jahrhundert wurde mit der Renovation der Gemäuer begonnen. Zwischen 1980 und 1990 begann der Nachwuchsmangel und, damit einhergehend, die Überalterung der Kapuzinerinnen. 2004 beschlossen die verbliebenen Schwestern die Auflösung der Klostergemeinschaft und den Umzug in andere Klöster. 2004 wurde eine kirchliche Stiftung eingerichtet. Diese soll unter anderem eine Umnutzung des Klosters betreuen und den Unterhalt gewährleisten. Alle Gebäude des Klosters sind denkmalgeschützt.

Nachdem bis 2006 keine Vollnutzung für das Kloster gefunden werden konnte, die beide Komponenten ausreichend erfüllte, beschloss der Stiftungsrat die Ausschreibung eines Ideenwettbewerbs. 18 Projekte wurden eingereicht, das Siegerprojekt sah die Umnutzung des Gebäudes in eine Klosterherberge vor. Allerdings errechnete eine Machbarkeitsstudie einen grossen finanziellen und zeitlichen Aufwand für die Umsetzung, weswegen das Projekt verworfen wurde.

2007 hat die Stiftung das Kloster an den Investor Samih Sawiris für die Bau- und Tourismusgruppe Orascom Development Holding AG (ODH) und dessen Tochterfirma Andermatt Alpine Destination Company (AADC) vermietet. Erstere ist Hauptmieterin und hat ihren Firmenhauptsitz in die Klosteranlage verlegt. Die Mietdauer wurde bis ins Jahr 2033 vereinbart. Als weitere Mietpartei tritt die Schulgemeinde auf. Die Büros sind aus den ehemaligen Zellen der Nonnen entstanden, teilweise wurden Wände entfernt, um die Räume zu vergrössern. In der ehemaligen Hostienbäckerei ist ein Teil der Finanzabteilung untergebracht, das Krankenzimmer ist zum Grossbüro des CEO Franz-Xaver Simmen umfunktioniert. Die Mitarbeiter betonen die inspirierende Atmosphäre des Klosters und die Ruhe. Die Räume im Obergeschoss wurden nicht verändert, in den Zellen befinden sich jeweils eine Betbank, ein Waschtisch und ein Bett. Diese stehen den Mitarbeitern zur Verfügung, wenn sie im Kloster übernachten wollen. Der Originalzustand wurde fast überall belassen. An den Bürotüren finden sich keine Mitarbeiternamen, sondern Tafeln mit Sprüchen. Zusätzlich erinnert eine Memorialwand an alle Schwestern, die in den 300 Jahre des Bestehens der Gemeinschaft im Kloster St. Karl gelebt haben.

2008 schrieb der Stiftungsrat einen Wettbewerb für die Neugestaltung des Klosterareals, bestehend aus Klosterhof, Klostergarten und Friedhof, aus. Den ersten Preis gewann der Vorschlag der Firma UNIOLA AG, Landschaftsarchitektur und Stadtplanung. Das Projekt wurde 2021 realisiert. Auch für den Erhalt des klösterlichen Kulturgutes wurde gesorgt. 2008 wurde das Archiv der Kapuzinerinnen in Gebrauchsleihe dem Staatsarchiv Uri übergeben. Sämtliche Kunstgegenstände wurden inventarisiert und in einer Glasvitrine im Klostergebäude präsentiert. (Stand 2023)