La journée suisse du patrimoine religieux

Winterthur

Kirche Rosenberg

Daten

Baujahr | 1963 - 1964
Konfession | Evangelisch-reformiert
Bautypus | Kirche
Adresse | Winterthur, Bettenstrasse 19
Koordinaten CH | 696593, 263342

Umnutzung

Umnutzungsart | Profane Nutzung
Jahr | 2015
Hinweis | vorübergehend Asylunterkunft

 

Weitere Informationen

Die dringend notwendigen Sanierungen der Kirche Rosenberg in Winterthur regten die Reformierte Kirchgemeinde Veltheim an, über eine Umnutzung nachzudenken. 2015-2017 soll nun das Projekt “Kulturkirche” im Betrieb geprüft werden. Die Abstimmung über den Kredit für die Testphase findet im Oktober 2015 statt.
 
Lage
Die Kirche Rosenberg in Winterthur liegt an der Ecke Bettenstrasse/ Schaffhauserstrasse im Quartier Veltheim. Der Haupteingang liegt an der Bettenstrasse. Der spitz zulaufende Glockenturm über dem Eingang ist auf die Kreuzung Bettenstrasse/ Schaffhauserstrasse ausgerichtet.
 
Kirche
Die reformierte Kirche Rosenberg wurde 1965 nach den Entwürfen des Architekten Heinrich Affeltranger gebaut. Im Grundriss gleicht sie einem gekanteten Viertelkreis, der aus einem Dreieck und einem leicht geknickten Rechteck zusammengesetzt ist. Die Glasfenster wurden von Hans Affeltranger, dem Bruder des Architekten, entworfen. An der Chorwand ist das Relief „Lebensbaum” zu sehen. Vor dem Eingang steht ein grosser Stahlbogen von Susanne Schoch (1991), der auf den Heiligen Bund mit Gott verweist (1. Mose 9,12-13).
 
Umnutzungsprojekt
Die Kirche sollte als Neubau in einer wachsenden Gemeinde die Dorfkirche ergänzen. Heute steht sie oft leer. Die nach 50 Jahren notwendige Sanierung des Gebäudes ist sehr teuer. Die Kirchgemeinde hat, nach intensiver Auseinandersetzung mit verschiedenen Möglichkeiten, entschieden, dass aus der Kirche Rosenberg eine Kulturkirche werden soll. In der „Kulturkirche Rosenberg“ werden kirchliche Veranstaltungen ebenso Platz haben wie kulturelle Anlässe oder Tagungen. Es soll ein Raum entstehen, in dem das Zeitgeschehen mit kulturellen Ausdrucksformen sichtbar gemacht und mit den Mitteln der Theologie gedeutet wird. Angesprochen wird vor allem ein urbanes, weltoffenes, interessiertes Publikum, das Spiritualität nicht im strengen Rahmen des kirchlichen Sonntagsgottesdienstes sucht, für neue Formen offen ist und sich durch die Sprache der Kultur berühren lässt. Vor einer definitiven Umorientierung der Nutzung und den damit verbundenen baulichen Massnahmen und finanziellen Investitionen soll das Konzept im Hinblick auf die spezifischen Verhältnisse in Winterthur und Region mittels eines Pilotbetriebs erprobt und gegebenenfalls weiter entwickelt werden. Für zwei Jahre wird die Kirche Rosenberg von der Kirchgemeinde Veltheim einem Trägerverein zur Nutzung übergeben, verbunden mit einem Leistungsauftrag zur Durchführung des Pilotbetriebs. Für diesen werden u.a. folgende Aufgaben und Wirkungsziele festgelegt: Konzeption und Durchführung von kirchlichen Aktivitäten für ein Zielpublikum, das mit den traditionellen der Sonntagsgottesdienste wenig angesprochen wird, sich jedoch der Kirche verbunden fühlt. Auf das Quartier ausgerichtete Aktivitäten, insbesondere in den Bereichen Musik und Film/Video/Fotografie und Literatur. Damit verbunden Aufbau eines neuen Profils von soziokulturellen Aktivitäten mit generationenübergreifender Ausrichtung. Die wichtigste bauliche Massnahme betrifft die vorhandenen Kirchenbänke. Diese dürfen in Absprache mit der Denkmalpflege ausgebaut, müssen aber gelagert werden, um gegebenenfalls zu einem späteren Zeitpunkt wieder eingebaut zu werden. Ansonsten werden am Gebäude keine irreversiblen baulichen Massnahmen vorgenommen. Im Trägerverein sind der Stadtverband, die reformierte Landeskirche sowie die reformierte Kirche Veltheim vertreten Der Pilotbetrieb des Projekts soll im Herbst 2015 starten und bis zum Frühjahr 2017 dauern.
 
Aktueller Stand
Die Zentralkirchenpflege Winterthur hat am 13. April 2015 beschlossen, das Projekt mit 450’000.- Franken zu unterstützen. Gegen diesen Beschluss wurde das Referendum ergriffen, so dass die reformierten Stimmberechtigten der Stadt Winterthur am 18. Oktober 2015 über das Projekt abstimmen mussten. Zur Unterstützung des Pilotbetriebs hatte sich der „Förderverein Kulturkirche Rosenberg” gebildet. Das Projekt wurde vom Souverän abgelehnt. Daraufhin hat die Stadt Winterthur ihr Interesse an der Kirche angemeldet. Von Herbst 2015 bis Ende 2017 diente die Kirche als Asylunterkunft. Gemäss Vereinbarungen zwischen der Kirchgemeinde Veltheim, der Stadt Winterthur und der Denkmalpflege ist vorgesehen, dass die Kirche nach Auszug der Asylsuchenden wieder komplett in ihren Originalzustand zurückgebaut wird. Nach Abschluss dieser Arbeiten wird die Kirchenpflege im Laufe des Jahres 2018 den Prozess zur Frage der zukünftigen Nutzung der Kirche Rosenberg wieder aufnehmen.
 
Stimmen
  • „Ich unterstütze die Idee, die Kirche Rosenberg als kulturellen Treffpunkt zu öffnen und dort den Dialog zwischen Generationen und Angehörigen verschiedener Religionen und Kulturkreise zu fördern. Dem mutigen Pilotbetrieb ist im Sinne einer Lernphase eine Chance zu geben.“ (Peter Arbenz, a. Stadtrat)
  • „Die Kulturkirche Rosenberg wagt den Aufbruch, den unsere Landeskirche dringend benötigt. Sie geht auf eine ganz neue Art auf Menschen zu, die sich durch traditionelle Frömmigkeit schon lange nicht mehr angesprochen fühlen. Die Sprache der Kultur vermag Menschen im Innersten zu berühren. Kulturkirchen in Deutschland beweisen seit Jahren, dass sie mit neuen, experimentellen Formaten die spirituellen Bedürfnisse einer weltoffenen, städtischen Bevölkerung treffen. Die Kulturstadt Winterthur ist genau der richtige Ort für eine reformierte Kulturkirche, wagen wir den Versuch!“ (David Hauser, Kirchenpflege Veltheim).
  • „Die leer stehende Kirche im Rosenberg ist eine Chance, die es innovativ zu nutzen gilt. Die Kulturkirche und ihr Probebetrieb eröffnen der reformierten Kirche spannende Möglichkeiten, die Berührungspunkte von Kultur und Kirche neu auszuloten und neue Nutzungsformen für alte Kirchen zu entwickeln. Der geplante Probebetrieb ist unabdingbar für eine sinnvolle und nachhaltige Arealentwicklung.“ (Markus Jedele, Architekt)
  • „Ich bin für den Pilotbetrieb ‚Kulturkirche Rosenberg‘, weil die Menschen das Bedürfnis haben, die aktuellen Ereignisse und Entwicklungen sinnvoll zu deuten. Kunstschaffende, Theologen und Kommunikationsfachleute werden dort zusammen wirken. Sie werden sichtbar und fassbar machen, was in unserer Zeit geschieht. Das wird den Menschen helfen, Perspektiven zum Handeln auf eine gute Zukunft hin zu entwickeln. Dieser Versuch muss unbedingt gemacht werden. Und gerade die reformierte Kirche hat hier ein grosses Potential, das sie besser nutzen muss. Der Pilotbetrieb wird zeigen, ob das Projekt gelingen kann und ob die Kirche Rosenberg sich als Raum dafür eignet.“ (Arnold Steiner, Pfarrer)
  • „Kultur kommt von Kult. Also ist es nur gut, wenn die Kultur [wieder] zur Kirche kommt: frei, fröhlich, frech und frömmer als man meint.” (Ralph Kunz, Prof. für Praktische Theologie, Universität Zürich)