Swiss Religious Heritage Day

Zürich

Kirche Wollishofen

Daten

Baujahr | 1935 - 1936
Konfession | Evangelisch-reformiert
Bautypus | Kirche
Adresse | Zürich, Auf der Egg 11
Koordinaten CH | 682669, 244012
Architekt | Henauer, Walter; Witschi, Ernst

Umnutzung

Umnutzungsart | Mischnutzung
Jahr | 2015
Hinweis | Kunst Klang Kirche. Pilotphase bis 2017.

 

Weitere Informationen

Die neue reformierte Kirche in Zürich Wollishofen soll in Zukunft die „KunstKlangKirche“ werden: ein offenes Orgelzentrum für Musik, Kultur, Begegnung, Forschung und Lehre, in welchem aber dennoch weiterhin auch Gottesdienste gefeiert werden können.
 
Lage
Die Kirche liegt erhöht auf dem parallel zum See verlaufenden Moränenzug Egg und ist weithin sichtbar. Das Grundstück wird von der Kilchbergstrasse, der Albisstrasse und der Kalchbühlstrasse umrahmt. Zwei verschlungene Wege führen den Fussgänger von der Kilchbergstrasse zur Kirche hoch und um sie herum zum Haupteingang. Von der anderen Seite ist der Haupteingang der Kirche über den Eggweg erreichbar. Die Kirche übernimmt mit der Rundung des Kirchenraums die Rundung des Moränenzugs Richtung Zürich.
 
Kirche
Die neue reformierte Kirche in Wollishofen entstand im Rahmen eines Ideenwettbewerbs von 1930 und einem Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für eine Kirche mit Pfarrhaus und Krankenschwesterwohnung von 1931. Die Bauaufgabe bestand in der Kirche, einem Pfarrhaus und Reihenhäusern (Auf der Egg 1-7). Gebaut wurde die Kirche 1935-36 von den Architekten Walter Henauer und Ernst Witschi. Die Kirche auf der Egg ist einer der ersten sakralen Eisenbetonbauten in Zürich und eine wichtige Vertreterin der Zeit des Neuen Bauens in der Stadt. Das Eisenbetongerüst wurde mit Muschelkalkplatten verkleidet. Um den halbkreisförmigen Kirchenraum führen zwei Umgänge, ein äusserer, offener und ein innerer, geschlossener, durch den der Innenraum erschlossen wird. Der Besucher wird dazu durch die drei quadratischen Öffnungen der südlich gelegenen Vorhalle auf der Aussenseite der Kanzelwand nach rechts oder links in den Umgang geleitet. Er betritt den Kirchenraum von der Seite oder von hinten. Die äusseren Kirchenbänke wurden der Rundung angepasst, während die inneren frontal ausgerichtet sind. Der Innenraum wurde mit hell gebeiztem Tannenholz ausgekleidet. Die Wände sind durch Tragepfeiler gegliedert, dazwischen sind rechteckige, dreigliedrige Fenster zu sehen, die den Raum erhellen. Vor der Kanzelwand und der Empore befinden sich der Abendmahltisch und die Kanzel. Ein Teil der Wand wurde als Holzgitter gestaltet, dahinter steht die Orgel.
 
Umnutzungsprojekte
Die reformierte Kirchgemeinde Wollishofen verfügt über zwei Kirchen. Immer öfter finden die Gottesdienste in der kleineren alten Kirche statt, die am Fuss des Hügels liegt, auf dem die neue Kirche steht. Am 24. Juni 2012 wurde anlässlich des Jubiläumsfests „75 Jahre Kirche Auf der Egg“ von der Kirchgemeinde Wollishofen ein Ideenwettbewerb zur neuen Nutzung der Kirche lanciert. Aus den 58 eingereichten Projekten hat die Jury drei Siegerprojekte ausgewählt. Das erste Siegerprojekt, „Heiliger Geist“, eingereicht von Isabelle Meier, schlug vor, die Kirche als Familienhotel zu nutzen. In den Kirchenraum wären den Fenstern entlang auf zwei Ebenen 25 Hotelzimmer eingebaut worden. Im Zentrum des Raums im Erdgeschoss sollte ein Café entstehen, in den Bereichen um das Café herum sollte ein Indoorspielplatz aufgebaut werden. Es wäre das erste Familienhotel in Zürich geworden. Das zweite Siegerprojekt „WollisHof“, eingereicht von Regina Schibli und Katja Weber, wollte Gastronomie, Kunst, Kultur und Wissenschaft zu einem Ort der Begegnung verbinden. Es sollte ein Treffpunkt für das Quartier geschaffen werden, der zum Austausch einlädt, an dem Wissen vermittelt und Gemeinschaft gelebt wird. Im Frühjahr 2014 entschied sich die Kirchgemeinde für die Umsetzung des dritten Siegerprojekts „KunstKlangKirche“, eingereicht von Beat Schäfer.
 
Projekt „KunstKlangKirche“
Das Projekt KunstKlangKirche nutzt die Kirche als Orgelzentrum, indem es in dem Raum, der eine gute Akustik hat, eine Auswahl an Orgeln unterschiedlicher Stilprägung aufstellt. In der KunstKlangKirche soll eine Mischung aus liturgischer, künstlerischer, didaktischer und forschender Nutzung rund um die Orgel Platz haben. Es sollen öffentliche Veranstaltungen wie Konzerte, Ausstellungen oder Workshops stattfinden. Gleichzeitig werden durch die Fokussierung auf die Orgel Möglichkeiten geschaffen für Forschung und Lehre. Neben Orgel- und Chormusik stehen auch andere Kunstformen wie beispielsweise Tanz im Fokus des Interesses. Die Kirche kann weiterhin auch für Gottesdienste genutzt werden. An baulichen Veränderungen sind geplant: Erreichen grösserer Flexibilität in der Nutzung (Bestuhlung); Verbessern der Raumwirkung durch Aufhellen und Variabilität der Beleuchtung; Errichten von Orgelpodesten entlang den Wänden des Ovals für die Aufstellung der Instrumente; Nutzbarmachung der Empore für diverse Anlässe; Anpassung der Infrastruktur.
 
Aktueller Stand
Das Projekt KunstKlangKirche befindet sich vom 1. Juli 2015 bis Ende 2017 in einer Pilotphase. Die Stadt Zürich hat im September 2014 den Zusammenschluss der Zürcher Kirchgemeinden zu einer Gesamtkirchgemeinde per 1. Januar 2019 beschlossen. Der Stadtverband will deshalb bis Ende 2017 keine neuen Investitionen tätigen, also auch nicht für den teuren Umbau der neuen reformierten Kirche in Wollishofen. Eine Stiftung hat sich bereit erklärt, das Projekt KunstKlangKirche mit zu finanzieren. In der Folge haben auch weitere Stiftungen beschlossen, sich an der Finanzierung zu beteiligen. Die Umsetzung der Pläne wird nun nicht gestoppt, sondern erfolgt, den finanziellen Mitteln entsprechend, etappenweise in Teilprojekten. Das Programm ist am 1. Januar 2016 gestartet. Der Verein „Freundeskreis KunstKlangKirche Zürich“ unterstützt das Projekt.
 
Stimmen
  • Matthias Hubacher, Baureferent Stadtverband Zürich, zum Resultat des Wettbewerbs: Er freue sich, dass Wollishofen hoffnungsvoll in die Zukunft blicke. „Umnutzungen, erweiterte Nutzungen, Zwischennutzungen von Kirchen sind objektiv gesehen sinnvoll, aber sie sind heikel, denn Kirchen sind ganz besondere Bauten, die hohe Werte symbolisieren“. Hier würden jedoch drei respektvolle Projekte vorliegen. Die Eigenfinanzierung sei wichtig, denn Vorinvestitionen für Umnutzungen seien dem Stadtverband in seiner finanziellen Lage nicht möglich.
  • „Wenn Ortsgemeinde und Zentralkirchenpflege, die Landeskirchen, die Stadt, der Kanton, Universität und Zürcher Hochschule der Künste sowie Private ein gemeinsames Interesse in diesem Projekt erkennen, wird die Umsetzung der Idee ‚KunstKlangKirche‘ gelingen.“ (Projektbeschrieb KunstKlangKirche Zürich)
  • „Die KunstKlangKirche Zürich versucht durch ihre Aktivitäten sinnstiftend zu wirken aus der Überzeugung heraus, dass der Verbindung von Kunst und Religion eine besonders aussagekräftige, anregende, tröstende und stärkende Kraft zukommt. Sie orientiert sich dabei an Qualität, Vielfalt, Innovation und Verbindlichkeit.“ (Projektbeschrieb KunstKlangKirche Zürich)