Schweizer Kirchenbautag

Luzern

Maihofkirche (St. Josef)

Daten

Baujahr | 1940 - 1941
Konfession | Römisch-katholisch
Bautypus | Kirche
Adresse | Luzern, Weggismattstrasse 9
Koordinaten CH | 666086, 212812
Architekt | Dreyer, Otto

Umnutzung

Umnutzungsart | Mischnutzung
Jahr | 2013
Hinweis | Vielseitige Nutzung möglich.

 

Weitere Informationen

Seit 2014 wird die Kirche St. Josef in Luzern (Maihofkirche) als multifunktionaler Saal genutzt. Das benachbarte Pfarreiheim ist ein Quartierzentrum. Das Gebäudeensemble trägt neu den Namen „Der MaiHof“.
 
Kirche
Die Kirche St. Josef im Luzerner Maihofquartier wurde 1941 unter der Leitung von Architekt Otto Dreyer, Schüler von Karl Moser, gebaut, zehn Jahre später kamen der markante, allein stehende Turm dazu, 1960 das Pfarreiheim. Die Kirche weist eine basilikale Grundform auf und ist schlicht verputzt. Besondere Fassadendetails sind die fein dimensionierten Dachabschlüsse des Ziegel- und Betonvordaches sowie die hoch gelegenen Betonkastenfenster, welche bis unter die Dachtraufe reichen. Die Seitenschiffe werden durch runde Metallfenster beleuchtet. Der Eindruck des Innern ist der eines modernen und strengen Kirchenraumes, was von der Auskleidung der Wände mit grauen Steinplatten und der schlichten Ausstattung herrührt. Die Kirche ist größtenteils original erhalten.
 
Projekt
Durch verschiedene Studien und Untersuchungen wurde ein Sanierungsbedarf der Kirche nachgewiesen. Der Große Kirchenrat der Kath. Kirche Luzern beschloss, die Räumlichkeiten den aktuellen Bedürfnissen der Kirchgänger und auch denen des Quartieres und der Stadt anzupassen. Ein zentrales Problem lag im Umstand, dass der größte Raum des Zentrums, der Kirchensaal, in den letzten Jahren am wenigsten genutzt wurde, dagegen der Pfarreisaal im Untergeschoss für bestimmte Anlässe zu klein war. Mit einer Umnutzung des Kirchenraumes erhoffte man sich, dieses Problem beheben zu können und gleichzeitig die Kirche einer breiteren Öffentlichkeit ausserhalb der Kirchgemeinde zugänglich zu machen.
 
Neunutzung
Der Kirchensaal dient als multifunktionaler Raum für 300 bis 400 Personen. Im ehemaligen Pfarreiheim befinden sich weiterhin die Büros der Pfarrei, ausserdem kann es als Tagungs- und Sitzungsort genutzt werden und hat im Erdgeschoss eine Cafébar. Das ehemalige Pfarrhaus (Paradiesgässli) und der Pfarreisaal im Untergeschoss der Kirche werden für gemeinnützige Zwecke vermietet (Kindergarten, Spielgruppe). Das sog. Buurehüsli steht weiterhin den Pfadfindern zur Verfügung. Ziel des Projektes war es, Pfarreiseelsorge und Quartierarbeit zu verbinden. Die Kernidee des Projektes bestand darin, den Kirchenraum, der in den letzten Jahren am wenigsten genutzt wurde, in eine „église modulable“ umzubauen. Der Raum dient nun nicht mehr ausschliesslich als Gottesdienstraum für liturgische Feiern, sondern kann auch für Ausstellungen, Konzerte, Kongresse, Seminare, Bankette, als Probenraum u.a. genutzt werden. Die Werktagskapelle im Untergeschoss ist weiterhin ausschließlich für Liturgie und Stille reserviert.
 
Umbau
Im Januar 2013 begann der fast einjährige Umbau, wobei beim Kirchenraum nur minimalinvasive und reversible Massnahmen vorgenommen wurden. Hauptsächlich wurden ein neues Bestuhlungskonzept (flexible Stuhlreihen anstelle der alten Kirchenbänke) und akustisch wirksame Maßnahmen realisiert sowie eine adäquate Veranstaltungstechnik eingebaut. Der Kirchenraum und das Pfarreiheim wurden durch einen transparenten Bau verbunden. Im Innern der Kirche wurden Trennwandelemente eingebaut, um den Raum an die jeweilige Veranstaltungsgröße anpassen zu können. Toiletten und die Küche wurden in der ehemaligen Sakristei und im Pfarreiheim untergebracht. Letzteres wurde grundlegend umgebaut. Im Gegensatz dazu wurde bei der Kirche versucht, den sakralen Charakter des Raumes zu erhalten und nur wenige Umbauten vorzunehmen. Ebenso sollte das architektonische Ensemble von Otto Dreyer erhalten bleiben.
 
Stimmen:
  • „Das Herausnehmen der Kirchenbänke hat schon zu reden gegeben, weil der Kirchenbank für viele das typische Mobiliar einer Kirche ist, andererseits spürten die Leute, dass es auch sehr viel mehr Freiheiten gibt.“ (Franz Zemp, Pfarreileiter)
  • „Die Kirche in ihrer Schlichtheit hat etwas von einer klassischen Konzertschuhschachtel. So ist es kein Zufall, dass sie sich für eine multifunktionale Nutzung eignet, insbesondere, was Konzerte betrifft.“ (Herbert Mäder, Kirchenrat)
  • In vielen Luzerner Gärten stehen heute Kirchenbänke aus der alten Maihofkirche. 2013 wurden die Bänke verkauft. „Die Bank ist für uns eine Erinnerung an die Zeiten in der Kirche, wo unsere Kinder ministriert haben.“ (Andy Zihlmann)